Braunsroda. Mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, aber Sie sind da. Ipidia binotata und Ampedus cardinalis werden sie genannt. Sie gehören zu den im Wald der Hohen Schrecke lebenden Urwaldreliktarten. Bei den beiden kürzlich nachgewiesenen Totholzkäfern handelt es sich zum einen um einen unter der Baumrinde lebenden Räuber mit einer Größe von 4–4,5 mm, er siedelt in totem Eichenholz. Ampedus cardinalis ist ein sogenannter Mulmbewohner, zu finden im morschen, angefaulten Kernholz und vermutlich ein Nachttier. Mit ihrem Fund steigt die Anzahl der sehr seltenen Käfer in der Hohen Schrecke auf insgesamt 15. Die Käfer wurden durch den Käferforscher Andreas Weigel; ROSALIA Umweltmanagement entdeckt. Er ist bereits seit einigen Jahren in der Hohen Schrecke unterwegs und nimmt die Käfer hier unter die Lupe.
In Deutschland leben ca. 1.400 totholzbewohnende Käferarten. 115 von ihnen werden als "Urwaldreliktarten" bezeichnet. Dabei handelt es sich um Arten, die auf urwaldähnliche Strukturen und eine durchgängige urständige Waldtradition (Altwaldstandorte) angewiesen sind. Bei der Waldbewirtschaftung werden die Bäume des Waldes bereits in der ersten Lebenshälfte genutzt und wieder verjüngt. Von Bedeutung für das Überleben der Käfer ist jedoch die zweite Lebenshälfte der Wälder. In der sog. Alterungs- und Zerfallsphase entstehen die Lebensraumstrukturen, auf die diese kleinen Käferarten angewiesen sind.
Dank der alten Baumbestände in den zwei großen gesicherten Wildnisgebieten und dem integrierten Netz an zahlreichen Alt- und Totholzinseln sowie alten Biotopbäumen werden in der Hohen Schrecke gute Lebensgrundlagen für diese Käfer geschaffen. Es wird sich zeigen, ob in der werdenden Wildnis in der Hohen Schrecke sich die sehr seltenen Urwaldkäfer nun wieder vermehren können.