Berlin. Der Aufbruch der Menschen in der DDR 1989 wurde für die einen zu einem Auf- und für die anderen zum Abbruch ihrer beruflichen und zum Teil auch persönlichen Biografie.
Mit dem Weg in die deutsche Einheit, den eine Mehrheit der Bevölkerung wollte, wurden die 1989 errungenen grundlegenden demokratischen Freiheiten gesichert. Infrastruktur, Wohnungen, Kulturdenkmäler wurden instand gesetzt. Es gab eine frei konvertierbare Währung und endlich freies Reisen.
Doch 30 Jahre - mehr als eine Generation inzwischen - nach dem Fall der Mauer hinkt der Osten dem Westen in wesentlichen Bereichen immer noch hinterher - z.B. bei der Rente, Arbeitslosigkeit, Lebenserwartung, Kinderarmut, Reichtumsverteilung. Die Treuhandanstalt hat im Westen für Gewinne gesorgt, im Osten aber für Kahlschlag.
Viele Erwartungen sind bis heute nicht erfüllt. Es gibt bundesweit kaum ostdeutsche Führungskräfte, die Lohnunterschiede zwischen Ost und West sind fast unverändert hoch. Die Abwanderung junger Leute ist nach wie vor ungebrochen. Viele Menschen haben sich von demokratischen Grundwerten verabschiedet. Doch die Demokratie muss verteidigt werden gegen Rechtsruck und Sozialabbau.
Kersten Steinke, linke Abgeordnete aus Nordthüringen, sieht die Wiedervereinigung "nur im Schneckentempo vorankommen. 'Freiheit und Gleichheit' geht anders. Die strukturellen Unterschiede können noch Jahrzehnte andauern, wenn die Bundesregierung nichts unternimmt. Deswegen fordert Die Linke in ihrem Antrag u.a. gleichwertige Lebensverhältnisse, eine Ost-Quote in Behörden, gleiche Löhne und Renten sowie Zukunftsperspektiven."