Kultur

Konzertrezension zum Auftritt von Roland Heinrich mit „Wurzelmusik“

am 12. April im Panorama Museum

Roland Heinrich, Rechteinhaber: Fred Böhme/Archiv Panorama Museum

Roland Heinrich, Rechteinhaber: Fred Böhme/Archiv Panorama Museum

Bad Frankenhausen. Roland Heinrich ist ein „Wurzelmusiker“ aus dem Ruhrpott, ein kräftiger großer Mann, umstellt von gleich vier Gitarren (drei National Steel Resonator-Gitarren und einer hölzernen Western-Gitarre) und natürlich mit dem unvermeidlichen Gestell für Mundharmonika oder Kazoo um den Hals gewappnet, so stand er im roten Hemd und heller Hose auf der Bühne und erklärte seinen Gästen, dass der eigentliche Musiker des Abends Roland Heinrich sich verspätet habe und er nun, als dessen Zwillingsbruder Heinrich Roland an dessen Stelle das Konzert beginnen werde. Vorgetragen mit typischer Ruhrpottschnoddrigkeit erntet er die ersten Lacher. Natürlich sollten sich die Konzertbesucher gleich mal schnell mit Getränken im Café P. eindecken, weil er viel und ausgiebig erzählen werde und das könnte schließlich schnell recht trocken werden… Und tatsächlich erzählte er mäandernd, manchmal verwirrend über sein Tourleben auf der Straße mit Staus und Umleitungen, seinem Leben als Taxi-Fahrer, von seiner Familie mit ihren weit verzweigten Geschichten und den vielen Begegnungen mit anderen Menschen. So ganz klar war da nicht, was tatsächlich passiert oder erfunden war. Und wegen der langen Sitzerei in dem viel zu kleinen Leih-Auto von Rückenschmerzen geplagt, begann er den Abend mit einer sportlichen Übung für sich und sein Publikum. Zu seinem Stück „Betrübter Jodler ? 52“ animierte er mehr oder weniger erfolgreich den „irischen Einbeintanz“, weil er doch so viele traurige Lieder zu spielen gedenke und somit nun etwas zur „emotionalen Deseskalation“ getan werden müsse. Und schon begann ein heiteres Blues-Geschrummel mit Gitarre und Mundharmonika, mehrfach durch anfeuernde Tanzanimationen unterbrochen und mit einer skurrilen Jodeleinlage. „Oh ich hasse ´s, wenn die Sonne untergeht. Und der Mond – nein, nein – bei mir am Fenster steht… Ich hab´ ´ne Schwester, die nimmt ´s nicht so genau, nur einmal, sie ist halt eine Frau.“ Blödelnd, frotzelnd, stets mit einer ordentlichen Prise Humor ging es dann durch das Programm mit seinen kleinen Alltagsbeobachtungen. Ungeachtet seiner launigen Texte, ob nun in der Ballade „Franky & Jenny“, dem „A 2“-Blues oder „400 Kilometer bis nach Essen“ darf nicht übersehen werden, Roland ist auf seinen Gitarren dabei äußerst virtuos unterwegs und stilistisch beheimatet in den Blues-, Folk- und Country-Gefilden der 30er bis in die 70er Jahre. Nicht Weltverbesserertum sondern heitere Unterhaltung stand für ihn im Vordergrund, wobei er sich gern selbstironisch als tragischer Held inszenierte, was ihm bei seinem Publikum jede Menge Sympathie einbrachte. Das war endlich ein Musiker mit deutschen Texten, mit dem die Kommunikation einfacher war als mit denen aus England, den USA oder Kanada, die hier schon oft gastierten. Er hatte allerdings auch keine Scheu vor Country-Schnulzen im Stile Hank Williams oder allzu leichtgewichtigen, schlagerhaften Trucker-Songs im Stile Gunter Gabriels oder Tom Astors. Meinte er das ernst oder war das wieder ironisch gebrochen? Meist neigte man zu Letzterem. Trotzdem war der Beifall des Publikums mitunter etwas verhalten. Vermutlich fehlte es dem Programm an einer strafferen Dramaturgie und einem kontrastreicheren Wechsel aus Tragik und Komik. Nach einer beabsichtigten abschließenden Polonaise auf dem Kabelsalat zur Konzertbeschallung als Krönung und furiosen Abschluss des Konzertes beschloss der Endverstärker mit einem lauten Knall den Abend. Zugaben waren dann erst einmal nicht mehr möglich.

Fred Böhme

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