Eröffnung der Patientenservicestelle

Kyffhäuserkreis.

Insgesamt 44 Prozent der Hausärzte im Kyffhäuserkreis sind über 60 Jahre alt. Im KVT-Planungsbereich Artern ist die Situation besonders besorgniserregend: Bereits jetzt sind drei Hausarztstellen unbesetzt, ein weiterer Hausarzt verabschiedet sich im Juni in den wohlverdienten Ruhestand.

 

„Wir sehen die enorme Verantwortung, die unsere Hausärzte tragen, und wir wissen um die großen Herausforderungen. Der Ärztemangel und die mit dem demografischen Wandel verbundene hohe Altersstruktur sind nicht länger abstrakte Zahlen in der Zukunft – sie sind spürbare Realität in den Praxen. Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, gegenzusteuern“, erzählt Landrätin Antje Hochwind-Schneider (SPD).

 

Die am gestrigen Montag eröffnete Patientenservicestelle „PASST im KYF“ soll nun allen Bürgerinnen und Bürgern im Kyffhäuserkreis eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige hausärztliche Versorgung ermöglichen. Dabei steht die Digitalisierung der Patientenakten im Fokus. Durch die Digitalisierung von analogen medizinischen Unterlagen sowie einen aktuellen und vollständig ausgefüllten Anamnesebogen kann ein neuer Hausarzt schneller auf die vollständige Krankengeschichte zugreifen, was eine zukünftige Diagnostik und Behandlung erleichtert. Neben der Digitalisierung ermöglicht die PASST im KYF außerdem die Vermittlung zu einem neuen Hausarzt mit freien Kapazitäten.

 

Einer dieser neuen Hausärzte ist Dr. Axel Pleßmann, der im August gemeinsam mit seinem Ärzte-Team eine neue Hausarztpraxis in Artern eröffnet. „Die Digitalisierung der Patientenakten in der Patientenservicestelle nimmt uns unheimlich viel Arbeit ab. Dadurch bleibt Zeit, auch mal ein persönliches Wort zu reden. Deshalb bin ich sehr froh, dass bereits so viele Menschen bereit sind, hierher zu kommen und ihre Akten hier digitalisieren zu lassen“, sagt er zur Eröffnung.

 

Die Terminvergabe für die Patientenservicestelle erfolgt online über die Homepage der Landkreisverwaltung oder telefonisch unter 03632 / 741-444. Aktuell ist ein Termin zwingend erforderlich, um die Patientenservicestelle nutzen zu können. Fünf Mitarbeitende des Gesundheitsamtes arbeiten zum Start in der PASST, die eine Maßnahme des 2023 durch den Kreistag verabschiedeten „Masterplans Gesundheitsversorgung 2030“ ist.

 

Nach Abschluss des Digitalisierungsvorgangs erfolgt der Upload der Daten im Beisein des Patienten auf eine Cloud-Plattform. Diese werden dann der neuen Hausarztpraxis zum Download zur Verfügung gestellt. Auf Servern des Landratsamtes bleiben außer der schriftlichen Einwilligungserklärung keine Daten zurück. Die personenbezogenen Daten werden nach dem Download durch die Praxis aus der Cloud gelöscht, spätestens aber nach Ablauf von 120 Tagen.

 

Da es sich bei den zu verarbeitenden Daten um besonders sensible personenbezogene Daten handelt, stehen die Integrität und der Schutz dieser an erster Stelle. Die freiwillig mittels schriftlicher Einwilligung zur Verfügung gestellten Patientendokumente sowie der gemeinsam auszufüllende Anamnesebogen werden digitalisiert und über eine ISO 27001 –zertifizierte (DSGVO-konform) Cloud-Anwendung an die frei gewählte Hausarztpraxis mittels End-zu-End-Verschlüsselung übermittelt. Ein Download ist nur für die jeweils vom Patienten frei gewählte Hausarztpraxis möglich. Eine nachträgliche Veränderung der Daten ist durch Zugriffsprotokollierung ausgeschlossen.

 

Der Patient bleibt jederzeit Herr des Verfahrens und bestimmt allein welche Daten zur Übermittlung digitalisiert werden. Als gesonderten Service kann er seine Patientendokumente inkl. Anamnesebogen auf einem USB-Stick zur privaten Verwendung mit nach Hause nehmen.

 

Zur Eröffnung kamen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger – mit dicken Aktenstapeln im Gepäck. Sie freuen sich, dass es nun eine Anlaufstelle gibt und hoffen auf eine langfristige optimale medizinische Versorgung.

„Mit der Patientenservicestelle möchten wir den Bürgerinnen und Bürgern, die aktuell keinen Hausarzt haben, den Zugang zu medizinischer Grundversorgung erleichtern. Auch die Hausarztpraxen sollen durch die Übernahme von administrativen Aufgaben entlastet werden. Damit möchte der Kyffhäuserkreis vor allem für junge Ärztinnen und Ärzte, die eine eigene Praxis gründen möchten, noch attraktiver werden“, fasst Arztlotsin Sylvia Fonfara das Projekt zusammen.