Sondershausen.
Weit voneinander entfernt und doch verblüffend ähnlich: im Jahr 1976 wird in Dürbheim (Baden-Württemberg) beim Anlegen eines Neubaugebietes der kleine Bestattungsplatz einer Siedlungsgemeinschaft des späten 7. und beginnenden 8. Jahrhunderts nach Christus entdeckt, die ausweislich ihrer wertvollen Grabbeigaben zur gesellschaftlichen Spitze der Region gehörte, welche damals als Alamannia ein Teil des fränkisch-merowingischen Königreichs war. Genau dreißig Jahre später, im Jahr 2006, wird beim Bau der Ortsumfahrung von Sondershausen auf der Gemarkung Bebra ein sehr ähnlicher Friedhof ausgegraben, der in Größe und Struktur sowie in der reichen Ausstattung der Gräber eine direkte Parallele aus dem seinerzeit ebenfalls zum Merowingerreich gehörenden Thüringen bietet. Beide archäologischen Ausgrabungsplätze weisen die Strukturen von hölzernen, wohl als Gedächtniskapelle genutzten Gebäuden auf und warten mit Männer- und Frauengräbern auf, deren Waffen- und Schmuckbeigaben zu den spektakulärsten Fundobjekten der jeweiligen Gegend zählen.
Die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Fundorten in Süd- und Mitteldeutschland werden umso verblüffender, als 2008 bei der Untersuchung eines weiteren frühmittelalterlichen Bestattungsplatzes auf dem Frauenberg bei Sondershausen neben den Resten der ehemaligen Wallfahrtskapelle das Grab eines Kriegers gefunden wird. Seine Beigabenausstattung – vor allem die prachtvoll mit Silberbeschlägen versehene Schwertscheide – gleicht dem Grabinventar des am reichsten bestatteten Mannes der Nekropole von Dürbheim: bloßer Zufall?
Der Vortrag des Freiburger Archäologen Dr. Niklot Krohn, der derzeit im Auftrag der Stadt Sondershausen und des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Weimar mit der wissenschaftlichen Auswertung der frühmittelalterlichen Gräber vom Frauenberg betraut ist, lüftet das Geheimnis um die Gemeinsamkeiten thüringischer und alamannischer Fürsten des frühen Mittelalters und präsentiert sensationelle Forschungsergebnisse für eine Zeit, die trotz ihrer großen Bedeutung für die Geschichte Deutschlands heute kaum noch bekannt ist. Zu dem interessanten Referat zur deutschen und gleichzeitig Sondershäuser Historie lädt die Stadt Sondershausen am Mittwoch, dem 7. November 2012, um 19.00 Uhr in den Carl-Schroeder-Saal (Carl-Schroeder-Straße 10) herzlich ein.