Kultur

Viele Farben bunt

Frischer Farbtupfer im Dunkel des Theaters unter dem Dach.

Foto: Tilmann Graner, Rot ist das Blut. Und die Liebe - sagt man (Theaterjugendclub)

Foto: Tilmann Graner, Rot ist das Blut. Und die Liebe - sagt man (Theaterjugendclub)

Nordhausen. Das Leben hat so viele Farben und Farben assoziiert der Mensch mit Gefühlen. Aber was fühlt man, wenn man rot sieht oder blau oder grün. Der Volksmund hat genaue Vorstellungen: rot sei die Liebe, sagt er, und blau die Treue, gelb der Neid und grün die Hoffnung. Doch zwischen den Farben gibt es Nuancen, Farbtöne: pink, rosé, lila. Das Spektrum der Namen folgt der Mode und scheint unerschöpflich, das Spektrum der Farben ist begrenzt. Die Phantasie ist es nicht.

„Shades of colours“, Farbtöne, so nennt der Theaterjugendclub sein neuestes Stück, das am vergangenen Sonnabend im Nordhäuser Theater unterm Dach seine Premiere erlebte. Neun junge Menschen, 14 bis 19 Jahre alt, zeigen eindrucksvoll ihre Sicht der Farben, ihre Emotionen, die sie mit ihnen verbinden. Sie bewegen sich mit einer erfrischenden Mischung aus erstaunlichem Körpergefühl, jugendlich-schlaksigem Bewegungsdrang und ja, auch durchaus mit Eleganz. Wie sich aus dem schlichten Weiß die Farben entwickeln, wie aus der einen Farbe eine neue wird. Das Grün etwa, ein Gefühl zwischen ausgelassener irischer Folklore und gestrenger Ordnungsmacht. Oder das Rot. Wie Blutkörperchen durch den Organismus pulsieren, kreist das junge Ensemble auf der kleinen Probebühne. Die Freuden und auch die Leiden, die Liebe so mit sich bringt, kennt man in diesem Alter schon. Sie tanzen das sehr anrührend. Schwarz, die Trauer, das sind auch Albträume und Ängste, die den Lebensraum ganz klein werden lassen. Die Stellwände (Bühne: Ronald Winter) drohen, fahren ganz nah heran an die Tänzerin, bis sie ihr fast die Luft zu nehmen scheinen. Da ist Enge, da ist Panik pur. Doch es ist nicht das Gefühl, mit dem der Theaterjugendclub seine Zuschauer entlässt. Er lässt es am Ende richtig krachen mit einem echten Bollywood-Knaller, einem Meer an Farben und Lebensfreude. Da bebt das kleine TuD und die Stuhlreihen wippen im Takt. Frohsinn mit Rhythmus ist ansteckend und so will der Schlussapplaus kein Ende nehmen.
Daniela Zinner, Theater- und Tanzpädagogin im Jungen Theater Nordhausen, kennt sich aus mit Farben. War sie doch schon 2010 in dem bezaubernden Stück „Die Königin der Farben“ in einer Inszenierung von Bianca Sue Henne jene Königin der Farben eben. Sehr einfühlsam ging sie auf die kleinen Zuschauer ab zwei Jahren ein. Diesmal stand Daniela Zimmer erst zum Schlussapplaus im Rampenlicht, zusammen mit Bühnenbildner Ronald Winter, der wieder einmal, wie es seine Art ist, mit minimalistischen Kulissen die maximale Wirkung erzielt. Die Tanzpädagogin hat zwar das Konzept erarbeitet und zeichnet für die Inszenierung verantwortlich, hat aber augenscheinlich ihrem Tanzensemble choreografisch viel Raum gelassen. Mit unaufdringlich leitender Hand führt sie ihre jungen Leute durch diese an- und aufregende Inszenierung, die angesichts der professionellen Konkurrenz im Haus schon ein kleiner Hingucker ist. Das haben sie allesamt gut gemacht. Das Sahnehäubchen sind zwei im Schlussbild entstandene Gemälde, die zugunsten der Nordhäuser Tafel gleich versteigert wurden.

Nächste Vorstellungen: 15. Februar um 18 Uhr und 3. März 2015 um 19.30 Uhr
Karten bestellen: Telefon 03631 - 983452 oder Internet www.theater-nordhausen.de

Evelyn Lange

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