Bad Frankenhausen. Er war einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1929 in Schönebeck an der Elbe geboren, wurde seine ungewöhnliche künstlerische Begabung schon während der Schulzeit erkannt. Nach der Inhaftierung durch sowjetische Militärorgane 1946, einer Malerlehre und dem Abitur begann er 1948 das Studium an der Hochschule für Graphik und Buchkunst (HGB) in Leipzig; Anfang 1950 wechselte er zum Studium der Kunsterziehung und Psychologie an die Universität Greifswald.
Nach dem Staatsexamen kehrte Werner Tübke 1952 nach Leipzig zurück, wo er für zwei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralhaus für Laienkunst tätig war. Für kurze Zeit arbeitete er als freiberuflicher Maler, Zeichner und Buchillustrator, im September 1955 wurde er Assistent, später Oberassistent im Grundlagenstudium an der HGB. 1957 als unbequemer Querdenker entlassen, arbeitete er bis zu seiner Wiedereinstellung im Dezember 1962 fast fünf Jahre freischaffend. Im September 1964 erfolgte seine Berufung zum Dozenten, nach neuerlichen Konflikten um Tübkes Standpunkt 1972 die Ernennung zum Ordentlichen Professor mit Übernahme des Lehrstuhls für Malerei und 1973 die Einsetzung als Rektor der HGB.
Werner Tübkes Werk umfasst ca. 6000 Zeichnungen, 500 Aquarelle, 350 Gemälde und mehr als 200 Druckgrafiken. Seit den fünfziger Jahren entstanden namhafte Gemäldezyklen wie die »Fünf Kontinente« (1958), die »Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung« (1961), »Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze« (1965-67), »Arbeiterklasse und Intelligenz« (1970-73), »Der Mensch - Maß aller Dinge« (1975), aber auch Strandszenen (1967-71) und – im Zusammenhang mit seinen Reisen – Bilder mit sowjetischen und italienischen Motiven. Von 1976 bis 1987 beschäftigte sich Werner Tübke mit der »Frühbürgerlichen Revolution in Deutschland«, dem Monumentalbild in Bad Frankenhausen. 1990 bis 1993 schuf er Bühnenentwürfe zum »Freischütz« und 1993 bis 1996 den achtteiligen Flügelaltar für St. Salvatoris zu Clausthal-Zellerfeld. Werner Tübke starb am 27. Mai 2004 in Leipzig.
Zum Geburtstag des Künstlers und dem eigenen dreißigjährigen Bestehen zeigt das Panorama Museum noch bis zum 3. November 2019 die Sonderausstellung »Unter fremden Menschen. Werner Tübke – Von Petersburg bis Samarkand«, die seiner Auseinandersetzung mit der Sowjetunion gewidmet ist und in unbekannte Welten entführt.