Artern. Wir bei der Arterner Zeitung bleiben dran an den Themen, die unsere Leser interessieren. Wie geht es weiter bei der Unstrutbahn?
Die Bahnstrecke, die als eingleisige Nebenstrecke für Personen- und Güterverkehr diente, wird wohl nicht reaktiviert werden. Das sieht zumindest eine aktuelle Untersuchung so.
Die Verbindung von zwei Bahnlinien und die Anbindung des Mittelzentrums Artern an den Schienenpersonenfernverkehr in Naumburg machen die Unstrutbahn zu einem grenzüberschreitenden Lückenschluss im regionalen Streckennetz von Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Jedoch ist der Reaktivierungsaufwand aufgrund des aktuellen Zustands der Bahnanlagen und notwendiger Brückensanierungen als hoch einzustufen, so sieht es der „Masterplan“ für die Schieneninfrastruktur des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft.
Auch die Nutzwertanalyse des Gutachters fiel nicht ausreichend gut für die Reaktivierung der Strecke aus: „Die erforderlichen Investitionskosten werden auf 34 Millionen Euro geschätzt. Die spezifischen Investitionskosten betragen 1,3 Millionen Euro/km. Die Unstrutbahn erreicht in der Nutzwertanalyse des Gutachters eine Gesamtpunktzahl von 2,92 von 5 möglichen Punkten.“
An dieser Stelle sind für uns die Zahlen schwer nachzuvollziehbar, wenn die Strecke 25 km lang ist und 1,3 Millionen pro Kilometer kosten soll, wären das 32,5 Millionen.
Zumal ist die Angabe der Schienenlänge nicht gleich der Länge der Kilometer, die instand gesetzt werden müssten. Bis Reinsdorf sollten diese keinen großen Wartungsaufwand aufweisen. Bis Roßleben sind es von dort aus ca. 13 km Schiene. Dort gibt es einige notwendige Baustellen. Brücken müssten ertüchtigt und teilweise neue Schienen verlegt werden.
Ca. 8 km sind es von Roßleben aus noch bis Wangen und damit bis zum Anschluss an die Linie RB77 Naumburg-Wangen. Die IG Unstrutbahn kritisiert in diesem Zusammenhang: „Warum schafft es das Bundesland Thüringen nicht, einen regelmäßigen Zugverkehr von der Landesgrenze Sachsen-Anhalt/Thüringen wenigstens bis Roßleben zu bestellen? Es handelt sich lediglich um 2 Kilometer die vom Bundesland Thüringen finanziert werden müssten.“
Nach unserer Rechnung geht es in Summe um gut 15 km Schienen, die das Land Thüringen ertüchtigen müsste.
Das von der Studie erwartete Reisendenpotenzial von 428 Fahrten pro Tag auf der Gesamtstrecke rechtfertigt laut Gutachten keine Bestellung von Leistungen im SPNV.
Das Gutachten weist darauf hin, dass die Unstrutbahn bei geringem Verlagerungspotenzial und Besetzungsgrad höhere CO2-Emissionen im Vergleich zum MIV (Individualverkehr) und StPNV (Straßenpersonennahverkehr, also Bus und Straßenbahnen) verursachen würde.
Wir haben mal rausgesucht, wie lange es aktuell dauern würde mit der Bahn von Artern nach Wangen zu gelangen. Als schnellste Zugverbindung haben wir 3 h 8 min gefunden, nach Nebra wären es 3 h 2 min. Mit dem Bus wäre man von Roßleben aus schnellstens in 2 h 2 min in Nebra.* https://www.mdv.de/fahrtenplaner/
Man möchte, weiterhin, prüfen: „Unabhängig davon wird vom Gutachter eine Prüfung der Verlängerung der vom Land Sachsen-Anhalt bestellten Linie RB 77 (Naumburg (Saale) - Wangen) von Wangen nach Roßleben empfohlen. Eine etwaige Entscheidung ist auch von der Position des benachbarten SPNV-Aufgabenträgers in Sachsen-Anhalt sowie ausreichend Finanzmitteln abhängig.“
Den ganzen Masterplan finden Sie hier:
https://infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de/fileadmin/Verkehr_und_Strassenbau/Masterplan/TMIL-Masterplan_Schiene-WEB.pdf Die Positionen der IG Unstrutbahn haben wir in einem früheren Artikel zusammengefasst. In nächsten Jahr werden wir über den Fortschritt bei der Kyffhäuserbahn berichtet, die mal Artern und Bad Frankenhausen miteinander verband.