Kultur

Museumsnacht im Panorama Museum

Sturm, Klang und Kurzfilme: Die Museumsnacht im Panorama Museum lockte mit einem vielfältigen Programm. Doch konnte sie auch neue Besucher für die Kunst begeistern?

Museumsnacht Zweiter Aufguss

Museumsnacht Zweiter Aufguss

Bad Frankenhausen. Zwischen Nationalfeiertag und Landeserntedankfest eingeklemmt gab das Panorama Museum am 4. Oktober begleitet von Sturm und Regen seine diesjährige Museumsnacht. Schon tagsüber strömten viele Besucher in das Museum und am Abend ging so es weiter. Begrüßt von den Klängen der Band TRIBUBU aus Heidelberg, einem international zusammengesetzten Quartett, begann die Veranstaltung mit einem mitreißenden Weltmusikmix. In der Besetzung Ballaphon, gespielt von Brahima Diabate von der Elfenbeinküste, Lucas Barcena an der Gitarre und Gesang mit englisch-spanischen Wurzeln, dem Nordspanier Dani Torres am Cajon und den Percussions mit gelegentlichen, mitreißenden sprachartistischen Rap-Einlagen und zu guter Letzt der von Mallorca stammende Victor Tugores am Bass, der diesen mit großer Artistik traktierte, zelebrierten sie einen elektrisierenden Sound, der das Publikum von den Stühlen hoch riss und zum Tanzen zwang. Mit Virtuosität und Charisma und einer geschickten Dramaturgie gelang es ihnen spielend leicht die Gäste für sich einzunehmen und sie bei einer Reihe von Stücken zum Mitmachen zu animieren. Da hatte es Museumspädagoge Fred Böhme schwer, Interessenten für seinen kleinen Part in der Ausstellung „Bilder zum Bauernkrieg“ zu finden. Er veranschaulichte die Vielstimmigkeit der künstlerischen Positionen in der derzeitig laufenden Ausstellung. Angefangen vom mitfühlendem Pathos einer Käthe Kollwitz und der Ekstase der Revolution, die sich Künstler wie Lea Grundig, Gerhard Gossmann und die Leipziger Bernhard Heisig und auch Heinz Zander zu Eigen machten, zeigt die Schau aber auch zeichenhafte, fast schon entindividualisierte Abstraktionen wie bei Nuria Quevedo oder Armin Münch bis hin zu erzählerisch-symbolistischen und vertrackt intellektuell verrätselten Kompositionen wie bei Arno Rink, Rolf Münzner bis hin zu Werner Tübkes Bauernkriegs-Lithographien. Parallel dazu startete die erste Aufführung eines Paketes mit 6 prämierten Kurzfilmen, die zum Teil den bitteren Kontrapunkt zu allzu großer Heiterkeit an diesem Abend lieferten und in Abgründe unserer Gegenwart mit den Kurzfilmen wie „Fire Drill“, „Melodies of Barking Dogs“ oder dem erschütternden „As If Mother Cried That Night“ blicken ließen. Immerhin konnte man aus dem Kino fliehen und fand sich im Panorama-Gemälde bei dem Auftritt von der ZWEITE AUFGUSS wieder, einem vielköpfigen Ensemble von Musikern aus dem Kyffhäuserkreis, das seinen Folk- und Pop-Neuinterpretationen schon durch die Vielzahl der verschiedenen Instrumente neue Farben und Nuancen abgewann. Auch die Führung der Museumsarchivarin Tamara Pawliczek, die die Differenz zwischen historischer und Tübkes Schlacht im Panorama-Gemälde zu veranschaulichen versuchte, fand mit mehr als 50 Gästen ein großes Interesse. Natürlich wurde auch wieder ein Rundgang durch das technische Herz angeboten. Allein schon das Rätselspiel dieser Museumsnacht nötigte die Besucher, die verschiedenen Ausstellungsangebote genauer in Augenschein zu nehmen. Denn nur durch den Besuch der kleinen Ausstellung in der Museumspädagogik konnte man beispielsweise in Erfahrung bringen, dass die derzeitige Kinderkursbesetzung gleich drei Fridas hat und hatte damit eine der Rätselfragen gelöst. Schade war allerdings, dass eine zweite Führung zum Alltag im Spätmittelalter, dargestellt in Einzelszenen des Panoramagemäldes, wegen der plötzlichen Erkrankung eines Kollegen ausfallen musste. Den Abend beschloss das Duo UNFOLKKOMMEN aus Dresden mit sächsischer Folkore, Wortwitz und Humor, ein ruhiger Abendausklang, der die Anwesenden zum Zuhören nötigte, was diese schmunzelnd gern taten.
Natürlich wünschen sich Veranstaltungsorganisatoren immer noch mehr Besucher, weil sich dadurch die ganzen Anstrengungen vorab auch in klingende Münze umwandeln lassen, die den Fortbestand einer solchen Reihe erst garantieren. Es hätten also ruhig mehr als 150 Gäste wie an diesem Abend kommen dürfen. Doch ist es in erster Linie die Aufgabe solcher Museumsnächte, neue Besucher für das Museum zu gewinnen, indem man deren Interesse an den Ausstellungen und Aktivitäten der jeweiligen Einrichtung weckt. Und diesem Ziel entsprach die diesjährige Museumsnacht im Panorama voll und ganz.

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Fred Böhme

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