Politik

Wo ein Gymnasium in Ostkreis stehen sollte

Ein Beitrag zur Schuldiskussion und zur Kostensteigerung in Bad Frankenhausen.

Die leerstehende Berufsschule

Die leerstehende Berufsschule

Artern. Ein Schulneubau ist prinzipiell etwas, das man befürworten sollte, denn Bildungsinvestitionen zahlen sich am meisten aus. Ein guter Schulstandort ist oftmals in der Stadt, so ist sie am besten ins kulturelle Leben eingespannt. Das ist aber nur die beste Wahl, wenn nicht zu viele Abstriche gemacht werden müssen und da gibt es in Bad Frankenhausen aktuell einige Fragen. Die Klassenräume im denkmalgeschützten Altbau sind zu klein für aktuelle Anforderungen. Teile der Schule sind auf Asche gebaut, Gründungspfähle fehlen, sodass die Statik Umbauarbeiten nicht erlaubt, was die Kosten nach oben treibt.

Steigende Kosten bei notwendigen Schulneubauten treiben die Kreisumlage nach oben. Den Städten und Gemeinden wird dadurch zukünftig noch mehr Geld fehlen. Die Folge: Es muss weiter gekürzt werden, Schwimmbäder müssen geschlossen werden, Straßen zerfallen und bei den Kindergärten steigen die Beiträge. Investitionen in die Bildung sind wichtig, aber man sollte sehr genau abwägen, welches Geld man in die Hand nehmen muss und wofür.

In meiner Wahrnehmung sind die Diskussionen in Kreis auf keine rationale Basis gestellt, sondern nach parteicoleur gefärbt. Landrätin Antje Hochwind (SPD) ist das angegangen, was ihr Vorgänger Peter Hengstermann (CDU) schlichtweg verschlafen hat und möbelt nun die maroden Schulen im Kreis auf. Irrational ist die Diskussion um den Standort des Gymnasium in Bad Frankenhausen. Man sollte eher diskutieren, ob das Gymnasium überhaupt weiter in Bad Frankenhausen stehen sollte.
Dafür gibt es zwei gewichtige Gründe. Der erste ist die Unsicherheit über den Standort des Gymnasiums in Roßleben. Roßleben hat ein traditionsreiches Gymnasium, es wäre zwar wünschenswert diese Schulstätte für Schüler aus der Region weiterhin zu erhalten, doch die Privatisierung der Schule war nicht unbedingt eine Glanzleistung. Die Kosten die der Kreis an die Klosterschule bezahlt liegen höher, als die finanziellen Mittel, die er aufbringen muss, wenn er die Schüler an seinen eigenen, öffentlichen Schulen unterrichtet. Dabei erhält die Klosterschule noch zusätzliche Gelder vom Land. Die Gebühren werden demnächst zwischen Kreis und Schule neu verhandelt, da der alte Vertrag ausläuft. Es steht ein großes Fragezeichen dahinter, ob sich Kreis und Schule einigen werden. Es ist also durchaus möglich, dass das Gymnasium in Roßleben für Schüler aus dem Raum Roßleben wegfällt. Diese müssten dann etwa eine dreiviertel Stunde mit dem Bus nach Bad Frankenhausen fahren. Schüler aus Wiehe hätte einen noch längeren Anfahrtsweg.

Der zweite Grund sind die hohen Kosten, die Millionen, die in einen Schulneubau gesteckt werden müssten, dabei steht in Artern ein geeignetes, modernes Objekt leer. Die ehemalige Berufsschule auf dem Königstuhl erfüllt die Anforderungen an eine moderne Schule und auch die der Inklusion. Die Kosten zur Ertüchtigung sollten marginal sein, im Vergleich mit den Kosten für den Schulneubau in Bad Frankenhausen. Selbst wenn man eine neue Turnhalle bauen müsste, die in Artern sowieso vonnöten ist, sähe die Bilanz wohl positiv aus.

Der Wegfall des Gymnasiums in Roßleben sowie in Bad Frankenhausen und bereits die Diskussion darüber, wird einige auf die Barrikaden rufen, zuallererst natürlich die Bürgermeister aus Bad Frankenhausen (Matthias Strejc) und Roßleben (Steffen Sauerbier), beide SPD. Der Einsatz für ihre Stadt und die Schulstandorte ist nachvollziehbar und wichtig, schließlich ist das ihr Job. Es ist aber auch ihr Job weitblickend zu planen und Finanzmittel für andere wichtige Bereiche frei zu machen.

Eine Schule am vor Ort ist immer eine Art Subvention, die einer Gemeinde zugute kommt. Familien suchen ihren Wohnort danach aus und die Schüler gestalten das Stadtleben mit. Aus dieser Sicht dürfte man einem Wegfall des Schulstandortes niemals zustimmen. Es gibt allerdings weitere Faktoren, die in solch eine Entscheidung hinein spielen. Da ist zum einen die Demografie, deren Kurve auf die lange Sicht weiter nach unten zeigt. Es ist heute schon so, dass, geht man nach den Schülerzahlen, nur ein Gymnasium für den Ostkreis benötigt wird. Letztlich war das wohl auch der Grund für die Privatisierung der Kosterschule. Das sie in dieser Form überleben kann, ist allerdings fraglich. Fällt sie weg, wäre das ein Fiasko für Roßleben und Wiehe. Der Anfahrtwegs nach Bad Frankenhausen schreckt einfach ab. An dieser Stelle ist Solidarität und Weitsicht aus Bad Frankenhausen und ein kühler Kopf im Landratsamt gefragt. Bad Frankenhausen könnte den Wegfall des Schulstandortes gut verkraften. Es gibt genug Faktoren, die die Stadt attraktiv machen und zum Teil auch stark subventioniert werden (Panorama Museum, Regionalmuseum, Kyffhäusertherme, Kurklinik, Krankenhausen, Freibad „Sole-Wasser-Vital-Park“, Kyffhäuserkaserne, uvm.). Roßleben träfe der Wegfall der Klosterschule sehr hart. Dieses Szenario muss aber sehr ernst genommen werden.

Matthias Zupp

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