Land und Leute

Biodiversität und Schalenwildmanagement in Wirtschaftswäldern

Am 28. November 2016 fand eine Informationsveranstaltung zu dem Thema „Biodiversität und Schalenwildmanagement in Wirtschaftswäldern“ in Beichlingen statt.

Beichlingen. Am 28.11.2016 hatten die Verantwortlichen des Projektes „Biodiversität und Schalenwildmanagement in Wirtschaftswäldern“ oder kurz „BioWild-Projekt“ zu einer Informationsveranstaltung zum Stand des Projektes nach Beichlingen vor Ort eingeladen.

Vom Projekt nahmen teil:
Dr. Torsten Vor, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Göttingen; zuständig für die Vegetationsaufnahmen
Claudia Jordan-Fragstein, Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden; zuständig für die wildbiologischen Erhebungen
Hubertus Schroeter, Landesvorsitzender der ANW; Verantwortlicher der Pilotregion-Thüringen.
Weiterhin nahmen Vertreter des Waldeigentums, der Örtlichen Jägerschaft und Hegegemeinschaft, des Großprojektes Hohe Schrecke, der unteren Jagdbehörde und Interessierte teil. Es gab viele Informationen und eine rege Diskussion. Schön wäre es wenn zur nächsten Veranstaltung, die kurz vor den Sommerferien stattfinden wird noch mehr Interessierte kommen.

Übergeordnetes Ziel:

Aufbau klimastabiler und leistungsstarker Mischwälder. Überhöhte Schalenwildbestände können die Umsetzung dieses Ziels behindern bis unmöglich machen.

Ziele des Projektes:

Objektivierung der Wald-Wild-Situation und der damit verbundenen Diskussionen.

Wild gehört in den Wald und nicht jede abgefressene Knospe ist auch gleich ein Schaden. Ziel des Projektes ist daher die objektivere Bewertung substanzieller Schäden an der Waldbiodiversität und der -verjüngung.

Mittels der wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen den Waldbesitzern und Jagdausübungsberechtigten belastbare Informationen zur waldbaulichen und jagdlichen Entscheidungsfindung zur Verfügung gestellt werden.

Projektpartner und Finanzierung:

Verwirklichung des BioWild-Projektes mittels einer Kooperation zwischen der Technischen Universität Dresden, die den Teilbereich Wildökologie und Waldschutz abdeckt, der Universität Göttingen, die für das Vegetationsmonitoring zuständig ist, sowie der Technischen Universität München, die für das Versuchsdesign und die Waldwachstumsmodellierungen verantwortlich ist. Die ANW-Deutschland e.V. übernimmt die Projektkoordination, die Errichtung und den Erhalt der Weisergatter sowie die Kommunikation und die Information aller Beteiligten sowie einer interessierten Öffentlichkeit.


Umsetzung:
Das Monitoring der Vegetation findet auf einer Gesamtwaldfläche von ca. 25.000 ha statt. Hiervon befinden sich ungefähr 700 ha in Thüringen in der Region um Beichlingen.

Der Zustand der Vegetation ohne Wildeinfluss wird an Hand von ca. 250 Weisergattern von 12 x 12 m in 5 Bundesländern erfasst. Jedem Weisergatter ist eine nicht gezäunte Vergleichsfläche mit Wildeinfluss zugeordnet. Pro 100 ha Waldfläche besteht somit ein solches Versuchsflächenpaar.

Informationen zu den Weisergattern:


Die Weisergatter samt den Vergleichsflächen ermöglichen das Monitoring der Vegetation. Die Besonderheit hierbei ist, dass das Vegetationsmonitoring einmal auf einer 100 m² großen Fläche innerhalb des Zaunes und einmal auf der dazugehörigen ungezäunten Vergleichsfläche stattfindet. Der Zaun wirkt somit als Filter gegen Schalenwild (insbesondere Rehe, Hirsche, Muffelwild).

Die Auswahl der Vergleichsflächen erfolgte so, dass alle kleinräumigen Bedingungen wie z.B. der Standort, die Exposition, die Hangneigung und die Überschirmung auf der gezäunten und ungezäunten Fläche vollständig vergleichbar sind.

Pro Jahr werden zwei Vegetationsaufnahmen durchgeführt. Die Erste findet Ende des Sommers statt, um den Sommerverbiss zu quantifizieren und die zweite Aufnahme im März nach der Schneeschmelze um den Winterverbiss zu erfassen.

Aufgenommen werden sowohl die holzige, als auch die krautige Vegetation.

Durch einen Vergleich der Vegetation in den gezäunten und ungezäunten Flächen können somit direkte Rückschlüsse auf den Einfluss des Schalenwildes auf Waldgesundheit, Biodiversität oder auch betriebswirtschaftliche Konsequenzen gezogen werden. Waldbesitzer und Jagdausübungsberechtigte erhalten so eine verlässliche Grundlage auf der sie ihre waldbaulichen und jagdlichen Entscheidungen treffen können.

Informationen zu den drei BioWild-Jagdregimen HUW, HAW und HZW:

HUW (Habitat Unangepasst hohe Wildbestände): Wildbestände sind unter z.B. waldökologischen und waldbaulichen Gesichtspunkten zu hoch. Hieran soll während der Projektlaufzeit nichts geändert werden. Die Jagd soll weiter wie bisher ausgeübt werden.

HAW (Habitat Angepasste Wildbestände): Wildbestände sind an die ökologischen und waldbaulichen Bedürfnisse bereits angepasst. Auch hieran soll sich während des Projektes nichts ändern. Die Jagd soll weiter wie bisher ausgeübt werden.

HZW (Habitat anZupassende Wildbestände): Wildbestände sind unter ökologischen und waldbaulichen Gesichtspunkten zu hoch. Dies soll während des Projektes geändert werden. Einerseits sollen die Schalenwildbestände durch angepasste Jagdstrategien verringert werden, andererseits soll in diesen Jagdrevieren das Nahrungsangebot für das Wild durch geeignete waldbauliche Maßnahmen erhöht werden.


Weitere Informationen zum BioWild-Projekt erhalten Sie jederzeit online unter www.biowildprojekt.de.

Hubertus Schroeter - Thüringer Forstamt

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