Kultur
Konzertrezension zum Duo GORDIE TENTREES & JAXON HALDANE
Rezension zum Konzert des Duos GORDIE TENTREES & JAXON HALDANE aus Kanada am 20. April im Panorama Museum Bad Frankenhausen.
24. April 2018
24.04.2018
Rechteinhaber: Fred Böhme / Archiv Panorama Museum
Bad Frankenhausen. Am vergangenen Freitagabend (20. April) füllte sich die Eingangshalle des Panorama Museums in erstaunlicher Weise. Nach einem recht guten Vorverkauf kamen letztlich mehr als 100 zahlende Gäste zum Konzert von GORDIE TENTREES & JAXON HALDANE aus Kanada.
Die beiden boten Oldschool-Singer-Songwriter-Stoff, der tatsächlich in Vortragsweise und Instrumentierung an die Tage der Greenwich-Village-Szene im New York der frühen 60er Jahre erinnerte, also an Protestsänger wie Woody Guthrie und Pete Seeger oder Folk-Ikonen wie Fred Neil, Phil Ochs, Arlo Guthrie, Joan Baez bis hin zu Bob Dylan. Natürlich waren da auch Anklänge an Billie Braggs Woody-Guthrie-Projekt „Mermaid Avenue“ unüberhörbar. Es ging demnach musikalisch ganz tief zu den Wurzeln amerikanischer Folk-Music und das mit einer Vielzahl von verschiedenen Instrumenten.
Den Auftakt machte in einem kurzen Set aus 6 Country-Stücken Jaxon Haldane. Er spielte die Akustikgitarre (ganz ohne Stecker) in differenziertem Picking- und Melodiespiel, verzichtete auch im restlichen Konzert auf jedes Akkordgeschrummel, wechselte später dann zum Banjo und sang dazu mit einer warmen Baritonstimme diese Melodie seligen traditionellen Country-Lieder. Und als er dann noch zu jodeln begann, bekam er nicht nur die ersten Lacher sondern auch die Sympathie des Publikums.
Nach einer kleinen Pause kam dann sein Mitstreiter Gordie Tentrees auf die Bühne und ließ nun den Hauptteil des Konzertes mit Stücken aus seiner eigenen Feder folgen, bevorzugt von der aktuellen Live-CD „Grit“. Engagiert und energiegeladen trug er seine Songs mit einer kräftigen, weniger modulationsfähigen Stimme, fast in einer Art Sprechgesang vor. Seine Stücke klangen somit gesanglich etwas eindimensional und melodiös nicht immer sehr prägnant, dennoch rissen sie das Publikum suggestiv mit, packten es. Dabei begleitete er sich auf der Akkustik-Gitarre oder auf seiner National Steel, ab und an spielte er auch kleine Mundharmonika-Passagen und stampfte den Rhythmus auf seiner Stompbox. Jaxon an seiner Seite sorgte für die instrumentalen Finessen mal auf der selbstgebauten Zigarrenbox-E-Gitarre, auf dem Banjo, dann wieder das Banjo zupfend, den Backing-Gesang beisteuernd, dann Slides auf seiner selbstgebauten Zigarrenkisten-Steel-Gitarre spielend oder mit dem Fiddlebogen die Säge traktierend, was wunderbar jaulende Klänge verursachte. Mit solchen Kuriositäten sorgte er für Abwechslung und Unterhaltung bei den sonst eher etwas gleichförmig anmutenden Stücken. Gordie ließ es sich nicht nehmen zwischen den Stücken von der platten, einförmigen Landschaft bei sich zuhause am Yukon-River zu witzeln und seine Verwunderung über die Andersartigkeit der hiesigen Landschaft zu äußern, erzählte von seinem Musiker-Alltag und seiner Familie. Und daraus sind dann auch seine Stücke gemacht, mal eher folkig, dann crountryest, seltener auch mit bluesiger Note; eine Melange, die die beiden gut geerdet, sehr puristisch vortrugen und dabei bewusst die Ecken und Kanten der Songs bewahrten. In einem der Stücke spielte sogar die aktuelle Politik im Nachbarland Kanadas und deren momentaner Präsident eine Rolle – vorgetragen in der Protestsong-Pose -, was vom Publikum sehr positiv aufgenommen wurde. In diesem Konzert waren gute Englischkenntnisse recht hilfreich, denn Gordies Stärke liegt offensichtlich in seinen Texten, die sich mir nur leider bruchstückhaft erschlossen. Gordie & Jaxon präsentierten im zweiten Konzertteil vor allem aktuelle eigene Stücke wie „Keno City“, „Somebody´s Child“, „Sideman Blues“, „Lost“ oder „North Country Heart“ vor. Nach zwei Zugaben und viel Beifall endete der Konzertabend mit diesen beiden kanadischen Musikern und einem gut gelaunten Publikum.
Fred Böhme