Berlin. Die EVG hat in sehr schwierigen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn alle ihre 37 Forderungen durchgesetzt. „Unsere Kolleginnen und Kollegen sorgen an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, auch unter erschwerten Bedingungen dafür, dass die Eisenbahn funktioniert; dass sie für ihre Arbeit und ihren engagierten Einsatz mehr erwarten, als der Bahnvorstand geben wollte, haben unsere Mitglieder mit dem Warnstreik eindrucksvoll deutlich gemacht“, stellte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba fest.
„Wir konnten eine Lohnerhöhung von insgesamt 6,1 Prozent in zwei Stufen durchsetzen, einschließlich einem Mehr vom EVG-Wahlmodell“, machte sie deutlich. So steigen die Löhne zum 1.7.2019 um 3,5 Prozent und zum 1.7.2020 noch einmal um 2,6 Prozent, einschließlich des EVG-Wahlmodells.
Beim EVG-Wahlmodell können die Beschäftigten erneut zwischen 2,6 Prozent mehr Geld, sechs Tagen mehr Urlaub oder einer Arbeitszeitverkürzung wählen. Umgesetzt wird die Wahlmöglichkeit „mehr Urlaub“ systembedingt zum 1.1.2021. Alle, die sich für „mehr Urlaub“ entscheiden, erhalten im August 2020 - für die Zeit vom 1.7.2020 bis 31.12.2020 - eine Einmalzahlung in Höhe von 700 Euro.
Für die neun Monate vom Auslaufen des Tarifvertrages bis zur ersten prozentualen Lohnerhöhung wurde eine Einmalzahlung von 1.000 Euro vereinbart, die im Februar 2019 ausgezahlt wird. „Dieser hohe Betrag stellt für uns eine wichtige soziale Komponente für die unteren Lohngruppen dar“, machte Regina Rusch-Ziemba deutlich.
Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 29 Monaten und läuft am 28.2.2021 aus. Der Bundesvorstand der EVG muss dem vorliegenden Tarifabschluss noch zustimmen.
„Unser Warnstreik hat eindeutige Signale gesendet. Wir wollten mehr Geld und eine kürzere Laufzeit als die von der DB AG angebotenen 34 Monate. Das konnten wir dank der großartigen Beteiligung unserer Mitglieder am Arbeitskampf jetzt durchsetzen“, so die EVG-Verhandlungsführerin.
Zudem konnte die DB AG darauf verpflichtet werden, Geld zur Gestaltung eines zukunftsfähigen Zulagensystem bereit zu stellen. „Damit wollen wir uns 2019 in aller Ruhe beschäftigen; das hierfür vereinbarte Volumen in Höhe von 0,7 Prozent gibt uns dafür die notwendigen Gestaltungsmöglichkeiten“, stellte Regina Rusch-Ziemba fest.
Durchgesetzt werden konnte auch die EVG-Kernforderung nach Erhöhung der arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge. Ab dem 1.1.2020 zahlt die DB AG einen Prozentpunkt mehr vom Monatsbrutto plus 10 Prozent Bonus in die kollektive Altersvorsorge ein, mindestens aber 25 Euro (Dann insgesamt 3,3 Prozent, mindestens 75 Euro). „In unserer Mitgliederbefragung ist deutlich geworden, dass eine verbesserte Altersvorsorge für mehr als 80 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen ein wichtiges Thema ist, dem haben wir in den Tarifverhandlungen Rechnung getragen“, stellte Regina Rusch-Ziemba fest.
Auch die dritte Kernforderung - nach einer schnelleren, selbstbestimmten und flexiblen Zeitentnahme aus dem Langzeitkonto, während des gesamten Berufslebens - konnte durchgesetzt werden.
„Einen deutlichen Akzent haben wir zudem bei der geforderten Erhöhung der Ausbildungs- und Studienvergütung gesetzt. Wir konnten die Ausbildungs- und Studienvergütung insgesamt um 100 Euro anheben (60 Euro plus zum 1.7.2019 und weitere 40 Euro mehr zum 1.7.2020).
Für die neun Monate bis zur ersten Anhebung konnten 460 Euro als Einmalzahlung vereinbart werden. Das ist für unsere Nachwuchskräfte ein tolles Ergebnis“, machte sie deutlich.
„Insgesamt hat die EVG-Verhandlungsdelegation in der Tarifrunde 2018 ganz hervorragende Arbeit geleistet. Wir haben unter anderem einen „Besondern Rechtsschutz“ durch den Arbeitgeber bei Unfällen und Übergriffen vereinbart, wir konnten den ‚Tarifvertrag Arbeit 4.0’ - in dem wir als erste Gewerkschaft überhaupt verbindliche Vereinbarungen im Hinblick auf die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung getroffen haben - konkretisieren und wir haben den Mietkostenzuschuss für Auszubildende und Dual Studierende erhöht.
Am Ende können wir an jede unserer insgesamt 37 Forderungen einen grünen Haken machen. Erfolg auf ganzer Linie, dank der großartigen Unterstützung durch unsere Mitglieder“, so Regina Rusch-Ziemba: „Gemeinsam haben wir einen Tarifabschluss erzielt , der den Erwartungen unserer mehr als 100.000 bei der DB AG beschäftigten Mitglieder gerecht wird“.
Die EVG-Verhandlungsführerin kündigte an, die Kernforderungen der EVG nun auch in allen anderen Unternehmen, in denen die EVG Tarifverhandlungen führt, durchsetzen zu wollen. „Unter anderem wollen wir auch bei den NE-Bahnen mehr Geld sowie ein Mehr vom EVG-Wahlmodell, eine vernünftige Altersvorsorge sowie ein Zeitwertkonto, auf dem Geld und Zeit angespart werden können, um diese Zeitwerte während des gesamten Berufslebens individuell und selbstbestimmt nutzen zu können“, so Regina Rusch-Ziemba.