Berlin. PhysiotherapeutInnen und HeilmittelerbringerInnen im ambulanten Bereich werden trotz Vergütungssteigerungen in der Vergangenheit zu gering vergütet. Mit einem mittleren Bruttoeinkommen von 2.093 Euro im Monat droht selbst nach langjähriger Vollzeitbeschäftigung Altersarmut. Weiterhin steigt die Nachfrage an physiotherapeutischen Behandlungen von Jahr zu Jahr. Man muss lange suchen, um eine Praxis mit freien Terminen zu finden, damit das Rezept noch fristgerecht umgesetzt werden kann.
Das wird sich künftig auch nicht ändern, denn es gibt nicht nur Fachkräfteengpässe bei PhysiotherapeutInnen sondern auch ausgebildete Fachkräfte bleiben weg. Kein Wunder, denn nicht nur die Einkommenssituation ist entwürdigend, auch die Ausbildung ist durch Zahlung von Schulgeld von insgesamt bis zu 20.000 Euro teuer und privat zu finanzieren.
Kersten Steinke, linke Abgeordnete aus Nordthüringen, hat dazu eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung ausgewertet: "Je 1000 Einwohner in Thüringen ist die Anzahl der Therapiepraxen trotz steigender Nachfrage relativ konstant geblieben: 1.049 (2013) und 1.054 (2015). In der Physiotherapieausbildung ist die Gesamtzahl der Schüler und Schülerinnen in Thüringen allerdings von 1.337 (2009/10) auf 668 (2016/17) gesunken."
Das Bundesministerium für Gesundheit hat nun zwar Reformschritte eingeleitet, die aber erst ab 2020 zum Tragen kommen. Auch bei der Abschaffung des Schulgelds bleibt das Papier nach wie vor vage. Deshalb hat die Fraktion DIE LINKE einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der eine Anhebung der Vergütung um 30% und eine Angleichung an das Lohnniveau von Krankenhäusern fordert. Darüber hinaus soll die Bundesregierung darauf einwirken, dass die Bundesländer das Schulgeld abschaffen.