Politik

Der erste sozialdemokratische Landtagspräsident war Frankenhäuser

Zum 100. Todestag des ersten sozialdemokratischen Landtagspräsidenten Deutschlands

Franz Winter (2. v.l.)

Franz Winter (2. v.l.)

Bad Frankenhausen. Am 13. Februar 2020 jährt sich zum 100ten Mal der Todestag von Franz Winter. Im Jahre 1860 in Frankenhausen geboren und aufgewachsen, erlernte er zunächst in einer der zahlreichen Knopffabriken unserer Stadt den Beruf eines Knopfmachers. Zahlreiche Frauen und Männer in den Knopffabriken standen den Ideen der Sozialdemokratie nahe. Ab 1887 betätigte sich Franz Winter aktiv für die SPD. Ein Jahr darauf war er Mitbegründer der ersten gewerkschaftlichen Organisation der Knopfarbeiter in Frankenhausen. Von seinem Berufsstand vorgeschlagen und unterstützt, wurde er 1892 in den Stadtrat gewählt, dem er bis zum Jahr 1919 angehörte.
Anlässlich der Wahlen zum Landtag des Fürstentums Schwarzburg – Rudolstadt, 1899, kandidierte er als Kandidat der Sozialdemokratie erfolgreich für den Wahlkreis Frankenhausen. War der Landtag zunächst bürgerlich-konservativ dominiert, änderte sich dies ab 1902 schrittweise. Dies schlug sich erstmals in der Wahl von Franz Winter zum Vizepräsidenten des Landtages 1902 nieder. Nachdem die Sozialdemokratie zeitweilig eine Mehrheit im Landtag hatte, wurde er am 23. Februar 1912 zum Landtagspräsidenten gewählt. Das war zugleich das erste Mal in der deutschen Geschichte, dass ein Sozialdemokrat zum Präsidenten eines Landtages gewählt wurde. Da der Chef der Landesregierung vom Landesherren, Fürst Günther Viktor von Schwarzburg (regiert 1890 bis 1918), persönlich ernannt wurde, war es sowohl für bürgerliche wie sozialdemokratische Politiker das höchste Amt im Lande, dass sie erreichen konnten. Franz Winter behielt dieses Amt bis zu seinem Todestag inne.
Persönlich den Eintritt des Deutschen Kaiserreiches in den Ersten Weltkrieg ablehnend, engagierte er sich im Krieg vor allem für die Versorgung der Bevölkerung. Gegen Ende des Krieges übernahm der die Leitung der Amtlichen Fürsorgestelle für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene des Landkreises Frankenhausen und des Kreiswohlfahrtsamtes Frankenhausen.
Nach der Abdankung des Deutschen Kaisers im November 1918 plädierte er im Landtag für einen friedlichen Übergang von der Monarchie zur Republik im Land Schwarzburg – Rudolstadt. Dadurch blieben den Einwohnern des Landes Schwarzburg – Rudolstadt revolutionäre Auswirkungen erspart. Für seine Verdienste um die Interessen der Stadt Frankenhausen und ihrer Einwohner ernannte ihn der Stadtrat am 10. Januar 1918 zum Ehrenbürger.
Verdienste erwarb er sich nach Ende der Monarchie bei der Überleitung des städtischen Gymnasiums in die Verantwortung des Landes oder bei der Gründung des Stadt- und Heimatmuseums.
Den Zusammenschluss der thüringischen Einzelstaaten zum Freistaat Thüringen am 3. Mai 1920, an dem er sich als Vertreter des Landes Schwarzburg – Rudolstadt intensiv eingebracht hatte, erlebte er nicht mehr. Seine letzte Ruhestätte fand auf dem Friedhof in Frankenhausen. Seine erhaltene Grabplatte ist zugleich eine der wenigen öffentlich sichtbaren Zeugnisse in unserer Stadt, die an die Zugehörigkeit Frankenhausens zum Land Schwarzburg – Rudolstadt erinnern.
Der SPD – Ortsverein Bad Frankenhausen nimmt den 100ten Todestag zum Anlass, Ehrenbürger Franz Winter am Donnerstag, den 13. Februar, um 16 Uhr, auf dem städtischen Friedhof durch eine Kranzniederlegung zu ehren.

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Matthias Strejc

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