Kultur

Guadalupe Mediavilla aus Argentinien in Frankenhausen

Rezension zum Konzert von Guadalupe Mediavilla aus Argentinien am 14. Juni im Panorama Museum.

Guadalupe Mediavilla, Rechteinhaber: Fred Böhme/Archiv Panorama Museum

Guadalupe Mediavilla, Rechteinhaber: Fred Böhme/Archiv Panorama Museum

Bad Frankenhausen. Guadalupe Mediavilla, die argentinische Sängerin und Akkordeonistin, gastierte am Freitag, dem 14. Juni erstmals solistisch auf der kleinen Bühne in der Eingangshalle des Panorama Museums und es versprach ein intimes Konzert zu werden, in dem alles auf diese Musikerin und ihre Lieder konzentriert ist. Bei ihren früheren Konzerten trat sie hier zusammen mit ihrer mexikanischen Band auf - einer wilden Schar musikalischer Virtuosen – , mit der sie neben einigen südamerikanischen Ausflügen in Tango und Samba vor allem Cumbia-Kneipenkracher und Mariachi-Stücke mitreißend präsentierte, aber auch überraschende Ausflüge in Balkan-Musik, Polka und Klezmer unternahm. Die Band ist (leider) Geschichte, Guadalupe lebt inzwischen in Katalonien, also Nordspanien und ist es Heimweh oder nur Sehnsucht? Erst dort wird sie sich ihrer musikalischen Wurzeln so richtig bewusst, spürt deutlicher denn je die besondere Rhythmik der Musik ihrer Heimat und präsentierte am vergangenen Freitagabend ein wehmütig-melancholisches Programm aus vorrangig südamerikanischen Stücken, von denen eine ganze Reihe ihrer eigenen Feder entstammten. Da war das Auftaktstück „Hay que mira la sombra“, das nur durch den dumpfen Klang einer Trommel begleitet wurde und welches sie mit kraftvoll klarer Frauenstimme vortrug. Es schien ganz der indigenen Tradition verpflichtet. Weiter ging es im ersten Set mit Liedern, die sie als versierte Chanteuse mit facettenreichem, sehr nuanciertem Gesang erkennen ließen, von herb bis zerbrechlich, bei denen sie sich ausschließlich auf der Gitarre und das durchaus versiert begleitete. Es folgten das traurige „En la montaña“, das durch einen argentinischen Volkstanz und dessen Rhythmik inspirierte „Volver a mi“ und das unüberhörbar Bossa geprägte „As meninhas sauvagens“. Einen geradezu berührenden Abschluss fand der erste Konzertteil mit Victor Jaras „Manifesto“.
Im zweiten, längeren Teil kam endlich das Akkordeon mit den dekorativ goldenen Tasten zum Einsatz. Erst der wehmütige Tango „Contando se va“, dann das mal melancholische, dann wieder mitreißend heitere „Reite de vos mismo“, Guadalupe war ganz bei sich, ganz in ihrem musikalischem Element, bestach durch expressives und virtuoses Akkordeonspiel und ebenso eindrucksvoller Gesangsdarbietung. Dabei wechselte sie nicht nur musikalisch-stilistisch sondern auch sprachlich vom Spanischen ins Porugiesisch und dann wieder ins Französische wie bei „Le Papillon“. Bei „Petit Fleur“, einem Sydney-Bechet-Stück erzählte sie vorab von der Flüchtlingsgeschichte ihres Vaters und wie berührend war es da, dass just ein ukrainischer Gast bei diesem Stück unüberhörbar mitbrummelte. Natürlich spielte sie auch ihr mitreißendes, von früheren Konzerten bereits bekanntes „Bailar“ und zum Schluss noch ein paar Cumbia-Gassenhauer. Damit fand ein großartiges Konzert mit deutlich melancholisch-wehmütiger Note einen lebhaften Abschluss. Die mehr als 60 Gäste des Abends, die dieses Konzert dem Fußball-EM-Auftaktspiel vorgezogen hatten, gingen sichtlich berührt nach Hause.

Fred Böhme

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