Kultur

Anfang und Ende Werner Tübke – Zeichnungen und Aquarelle

Am 30. Juli 2024 wäre Werner Tübke 95 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass präsentiert das Panorama Museum eine Personalausstellung mit einer erlesenen Auswahl von 80 Zeichnungen und 10 Aquarellen aus der museumseigenen Sammlung.

Werner Tübke Die Dostojewskaja, 1979 Graphit auf gelblichem Zerkall-Ingres, 40,8 x 33,6 cm Panorama Museum, Bad Frankenhausen © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Werner Tübke Die Dostojewskaja, 1979 Graphit auf gelblichem Zerkall-Ingres, 40,8 x 33,6 cm Panorama Museum, Bad Frankenhausen © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Bad Frankenhausen. Zeitlich spannt sich der Bogen dabei über knapp ein halbes Jahrhundert, von 1947 bis 1992.

„Zeichnen ist elementares Bedürfnis«, so Werner Tübke, »alles andere kommt dann.“ Im Grunde habe er als Zeichner begonnen, und als Zeichner werde er auch aufhören. Was dazwischen liegt – die Malerei, das Hauptwerk – werde erst später eingeschätzt werden können, wenn die Zeit Abstand geschaffen hat. Dann erst könne das Werk seine Wirkung entfalten, dann erst werde man es klarer sehen: nackt. Zeichnen, das sei »Formung von etwas oder Fabulieren auf etwas hin, [sei] Lust und partielle Befriedigung«. Die Resultate, traumhafte Inventionen von feinster Stofflichkeit und Empfindungskraft, simulieren Wirklichkeit – eine Wirklichkeit, wie sie sich nur dem Künstler zeigt, geboren aus Kunsttradition, Sinneserfahrung und geistiger Offenbarung.

Die Zeichnung diente ihm als Studie, zur Ideenfindung, auch als Entwurf, bedeutete vor allem aber meisterhaft vollendetes, eigenständiges Finalprodukt. Disegno ist letztlich der Schlüsselbegriff in Tübkes künstlerischem Selbstverständnis. Disegno im Geiste der Renaissance als schöpferisches Prinzip, das nicht darauf angelegt ist, nur das Sichtbare nachzuvollziehen, sondern unendlich viel mehr hervorbringt: ästhetische Traktate von immenser Sinnlichkeit als antithetische Sinnbilder einer komplexen geistigen Verdichtung von Wirklichkeit, existenzielle Metaphern menschlicher Selbstbehauptung von eminent seinsnotwendigem Wert in einer Welt der Entfremdung, der Gefährdung und Verlassenheit. Werner Tübke, der tragische, einsame Maler-Philosoph, erlebte die Welt in Paradoxien und Gegensätzen, die er auf der Suche nach dem Selbst mittels synkretistischer Bilder von geheimnisvoller, metaphysischer Kraft zur Klärung zu bringen suchte. »Im Ergebnis aber«, so beharrte der Künstler, »ist alles Erfindung«.
Die Dauerausstellung des Panorama Museums, das Monumentalgemälde (14 x 123 Meter) von Werner Tübke, gehört zu den spektakulärsten Projekten in der neueren Kunstgeschichte. „Die  Sixtina des Nordens“ wurde 2011 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

Panorama Museum, Bad Frankenhausen

13. Juli – 03. November 2024

Gerd Lindner

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