Politik

Helmedeich nach Hochwasser wiederaufgebaut

Mutige Maßnahme und erfolgreiche Sanierung nach Hochwasser. Länderübergreifende Zusammenarbeit wird gelobt.

Landrätin Antje Hochwind-Schneider bei der Wiedereröffnung am 30.04.2025, Bild: facebook Kyffhäuserkreis

Landrätin Antje Hochwind-Schneider bei der Wiedereröffnung am 30.04.2025, Bild: facebook Kyffhäuserkreis

Mönchpfiffel-Nikolausrieth. Nach knapp anderthalb Jahren ist der Helme-Deich bei Katharinenrieth (Landkreis Mansfeld-Südharz) wiederhergestellt und offiziell geschlossen. Die Deichöffnung im Dezember 2023, eine gezielte Maßnahme zum Hochwasserschutz, war notwendig geworden, um die thüringischen Gemeinden Mönchpfiffel-Nikolausrieth und Heygendorf (Kyffhäuserkreis) vor einer großflächigen Überschwemmung zu bewahren. Wir berichteten:

 

Damals hatte ein Bagger den Deich geöffnet, um den Druck der Wassermassen kontrolliert abzuleiten. Die Aktion war zuvor intensiv zwischen Experten aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, dem Umweltministerium sowie dem Kyffhäuserkreis abgestimmt worden.

Die Sanierungsarbeiten starteten im Oktober 2024. Die Firma MST Laucha entfernte zunächst das provisorische Spundwand-Bauwerk, das die Lücke nach der Öffnung vorübergehend gesichert hatte. Rund 2.000 Tonnen bindiges Deichbaumaterial wurden eingebracht, mit Oberboden abgedeckt und zur Erosionssicherung Rasen angesät. Auch der Deichverteidigungsweg auf der Krone wurde vollständig wiederhergestellt. Die Baukosten von etwa 630.000 Euro übernahm Thüringen, die Baukoordination lag bei Sachsen-Anhalt.

Thüringen hatte zudem dem Kyffhäuserkreis Entschädigungen bis zu drei Millionen Euro zugesagt. Sechs Landwirtschaftsbetriebe, zwei Gewässerunterhaltungsverbände in beiden Bundesländern sowie der Landkreis selbst waren von Schäden betroffen. Wintersaat, Materialablagerungen und Ausspülungen auf den Feldern wurden in Kauf genommen, um größere Schäden in bewohnten Gebieten zu verhindern.

Landrätin Antje Hochwind-Schneider dankte bei der Einweihung allen Beteiligten für die enge und funktionierende Zusammenarbeit. Auch Thüringens Umweltminister Tilo Kummer (BSW) lobte das professionelle und effektive Handeln während der akuten Hochwasserlage.
Beide Länder wollen die länderübergreifende Zusammenarbeit weiter ausbauen und ein gemeinsames Hochwasserschutzkonzept für den Fluss erarbeiten. Die Ereignisse um den Jahreswechsel 2023/2024 hätten gezeigt, wie entscheidend schnelles und mutiges Handeln sei.

Hintergrund: Deichöffnung und Hochwasserschutz an der Helme

Durch die gezielte Deichöffnung an der Helme konnte der Abfluss in der Spitze um bis zu 15 Kubikmeter pro Sekunde und damit fast ein Drittel des zufließenden Abflusses von 50 Kubikmetern pro Sekunde reduziert werden. Das Wasser wurde kontrolliert in das Rieth und über die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen geleitet. Dadurch gelang es, den Wasserstand in den betroffenen Gemeinden stabil zu halten und Überflutungen der Siedlungsgebiete sowie damit verbundene Evakuierungen zu vermeiden. Insgesamt flossen etwa 26 Millionen Kubikmeter Wasser durch das Rieth. Dieser Schutz der Ortschaften wurde jedoch mit dem Nachteil eines höheren und länger andauernden Einstaus der landwirtschaftlichen Flächen erkauft.

Die Erfahrungen mit der Deichöffnung als gezielte Gefahrenabwehrmaßnahme und die Wirksamkeit dieser Maßnahme für den Schutz der Siedlungen haben die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung des Hochwasserschutzes an der Helme angestoßen. Angesichts der zu erwartenden häufiger und intensiver auftretenden Niederschläge infolge des Klimawandels sind umfassende Analysen und Planungen erforderlich, um die Region künftig noch besser zu schützen. Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) sowie das Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) arbeiten daher an einem länderübergreifend abgestimmten Hochwasserschutzkonzept.

Das Winterhochwasser 2023/24 betraf zahlreiche Flussgebiete in Sachsen-Anhalt und das westliche Thüringen. Besonders stark und langanhaltend betroffen war der Unterlauf der Helme, dessen Wasserstände eng mit der Talsperre Kelbra verknüpft waren. Aufgrund der hohen Niederschläge im Einzugsgebiet musste die Talsperre teilweise über das Stauziel hinaus Wasser aufnehmen und entlastete dadurch die Region. Das gespeicherte Wasser wurde anschließend kontrolliert über die Helme abgeleitet.

Die Helme ist ein 81 Kilometer langer Nebenfluss der Unstrut. Sie entspringt in Thüringen, durchfließt Sachsen-Anhalt und mündet wieder in Thüringen in die Unstrut. Damit gehört die Helme zum Flusssystem der Elbe.

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Matthias Zupp

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