Kultur
Thüringer Schlossfestspiele für Kinder „Ewig beste Freunde“
Historisches Stück mit Musik für Menschen ab fünf
„Der Raub des Prinzen Hugo“ Foto: A. D. Wagner; Graf (schwarzer Hut, li.) und Gräfin (türkiser Hut, re.) verreisen – sturmfreies Schloss für Hugo (Maria Hengst, li) und Albert (Franz Xaver Schlecht)
Sondershausen. Das ist eine ziemlich verzwickte Geschichte. Es gab mal einen Grafen Philipp von Mansfeld. Der lebte vor 500 Jahren, hatte einen Sohn namens Hugo und mächtigen Ärger mit Jobst Hacke. Jener Herr zu Wallhausen war ein richtig schlimmer Finger, der eine Fehde mit dem Grafen Mansfeld am Laufen hielt. Dessen Vater nämlich hatte schon Jobsts Vater angeblich des Unrechts in sieben Fällen bezichtigt. Für diese Schmach verlangen Hacke und seine Spießgesellen einen Sack voll Gold. Graf Mansfeld zahlt aber nicht und so legt die Hacke-Bande das Mansfelder Land in Schutt und Asche. Weil es aber noch immer kein Gold gibt, beschließen die Kumpane die Entführung des 10-jährigen Hugo. Der ist aber nicht bei seinen Eltern im Mansfeldischen, sondern wird zusammen mit dem Prinzen Albrecht von Schwarzburg in der Schlossbaustelle zu Sondershausen erzogen. Außer den beiden Jungs, die gerade daran arbeiten, beste Freunde zu werden, gibt es dort nur noch Erzieher, die beim Essen sitzen, und Hund Schnuffi. Alberts Eltern sind verreist und so haben die Bengels sturmfreies Schloss und die Hacke-Banditen Gelegenheit, Hugo zu rauben. Doch wer ist wer? Schließlich erwischen sie den Richtigen und verschleppen ihn. Gerade ist der Junge am Verzweifeln, da zwängt sich Schnuffi durch die Balken. Mit Hugos geschriebenem Hilferuf am Halsband flitzt der zu Albert, Albert befreit Hugo und beide hauen Hackes Spießgesellen die Hucke voll. Gut. Allerdings soll der richtige Hugo dem Vernehmen nach durch Vermittlung des Markgrafen Albrecht von Brandburg freigekommen sein. Aber wer will das heute noch so genau wissen. Und eine Befreiungsaktion durch einen ewig besten Freund ist sowieso viel schöner…
Die Freiheit, die Geschichte des Prinzenraubs im Liebhabertheater im Sondershäuser Schloss fröhlich und kindgemäß ausgehen zu lassen, hat sich Autorin Rike Reiniger genommen. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Anders als bei dem Zoff zwischen den Grafen von Mansfeld und der Hacke-Familie aus Wallhausen. Es ist das zweite Kinderschlossfestspiel-stück, das Rike Reiniger schrieb und inszenierte. Nach dem erfolgreichen „Zauberflötchen“ gibt es nun ihr blitzgescheites Stück „Der Raub des Prinzen Hugo“, das einen Tag nach „My Fair Lady“ seine Uraufführung erlebte. Zwei Gaukler (Maria Hengst, Prinz Hugo, und Franz Xaver Schlecht, Prinz Albrecht) erzählen die Geschichte der beiden tapferen Jungen aus dem 16. Jahrhundert. Sie haben einen Narrenstab, eine Holzkiste für die Requisiten, ein bissel Kriegswerkzeug zum Kämpfen, eine Leiter und zwei Spießgesellenattrappen aus dem Fundus (Ausstattung: Elisabeth Stolze-Bley). Und sie haben, außer Schnuffi natürlich, Sopran und Bariton, ihre jugendlich-frischen Singstimmen. Mit all dem und sechs Musikern dazu, die barocke Musik von J. B. Lully, G. F. Händel und A. Vivaldi (Leitung: Daniele Squeo) trefflich spielen, hauchen sie der Geschichte Rike Reinigers Leben ein. Die beiden Darsteller spielen von den Prinzen über die Hacke-Clique und Albrechts Grafeneltern (Hüte) alles. Sie erklären es dem kleinen Publikum, das zur Premiere noch in der Minderzahl war, so haargenau, dass es auch die Großen verstehen. Rike Reinigers Geschichte, klug ausgedacht, penibel inszeniert und hinreißend gespielt, ist genau das Richtige für Menschen ab fünf. Mit der ganzen Familie schön zu erleben, aber auch mit den ewig besten Freunden, die man in dem Alter eben so hat.
Nächste Vorstellungen: 3., 10., 14. Juli jeweils 10 Uhr, 13. Juli 2014 um 11 Uhr
Karten bestellen: Telefon 03631 - 983452 oder Internet www.theater-nordhausen.de
oder
Tourist-Information Sondershausen, Telefon: (0 36 32) 78 81 11
Evelyn Lange