Nordhausen. So rot wie Blut, so weiß wie Schnee, so schwarz wie Ebenholz. Wer kennt nicht das Märchen von der schönen Prinzessin und deren neidischer Stiefmutter aus der großen Sammlung der Brüder Grimm. Der dänische Autor Thomas Howalt hat es 2012 entstaubt, durchgeschüttelt und damit vielleicht auch ein wenig seines Zaubers beraubt. Stefan Wolfram inszenierte das einstündige Stück für die Rudolstädter Bühne und seit 25. November 2014 können sich auch die Nordhäuser kleinen und großen Gäste die Wartezeit auf den Weihnachtsmann damit ein wenig verkürzen.
Die schöne Königin ist verwitwet und lebt mit Diener Igor, einem großohrigen Schlitzohr, und zwei rotzfrechen Krähen in ihrem Schloss. Die täglich schöner werdende Stieftochter Schneewittchen hat sie in den Turm des Schlosses gesperrt. Dort sieht das Mädchen den Prinzen von Paris, der um die schöne Königstochter wirbt. Doch die boshafte Stiefmutter wirft ihn hinaus. Eine Krähen-Singegruppe und ein vorlauter Spiegel verärgern die Königin so sehr, dass sie Jäger Hubertus bittet, ihr Schneewittchen vom Halse zu schaffen. Für immer. Doch der Mann hat Mitleid, verklapst seine Herrin mit einem Wildschweinherz und wird dafür in einen Frosch verwandelt. Schneewittchen fürchtet sich im Dunkelwald und kümmert sich auch noch um eine Krähe, die ein rechter Hasenfuß ist. Denn ein nervöser Räuber namens Wille versucht die beiden aufzumischen. Schneewittchen findet das Zwergenhaus und zieht dort ein. Gar nicht Prinzessinnen-like erschreckt sie mit ihrem lauten Schnarchen zwei rechenschwache Zwerge, die glauben, sie wären derer sieben. Aber überall wird am Personal gespart, also auch im Märchenwald. Die beiden finden sich mit der Einquartierung ab, wenn sie nur nicht Schneewittchens gruseligen Kuchen essen müssen. Natürlich weiß die böse Königin längst, was Sache ist. Sie vergiftet mit Igors Hilfe einen Apfel, der Schneewittchen nach dem ersten Biss umhaut. Da liegt sie nun in ihrem gläsernen Sarg, die Schöne, und hat ihre vitaminreiche Ernährung mit dem Leben bezahlt. Aber zum Glück gibt es ja noch die Prinzenküsse.
Da ist ordentlich was los auf der Puppen-Menschen-Bühne (Ausstattung Sabine Pommerening), die sich flugs vom Königsschloss in den Dunkelwald und wieder zurück verwandelt. Lisa Klabunde, Sibylla Rasmussen, David Engelmann und Günther Sturmlechner spielen alle Rollen. Die Inszenierung verzichtet auf die zwei Mordversuche mit Schnüren und Kamm und ist durch flotte Sprüche, das Krähenvolk, den hibbeligen Räuber und die Musikeinlagen (Thomas Voigt) sehr lebendig und up to date. Am Ende gibt es, welche Überraschung, eine Froschkönigin und einen Dienerfrosch mehr im Schlossteich, weil das Böse besiegt wird im Märchen. Das junge fachkundige Premierenpublikum ging begeistert mit der Handlung mit und schienen ganz verdutzt, als es, leider, zu Ende war.
Nächste Vorstellungen: 06.12. um 14.30 Uhr, vom 08. bis 12.12.2014 täglich 9 und 11 Uhr
Karten bestellen: Telefon 03631 - 983452 oder Internet www.theater-nordhausen.de