Kyffhäuserkreis. Im Kyffhäuserkreis sind 1480 Menschen trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen. Eine große Zahl der Aufstockenden arbeitet in geringfügiger Beschäftigung; so haben 506 Aufstockende ausschließlich einen Minijob. Allerdings arbeiten auch 264 Aufstockende Vollzeit und außerdem 426 Personen in sozialversicherungspflichtiger Teilzeit.
„Es ist untragbar, dass so viele Menschen im Kyffhäuserkreis trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung von ihrer Arbeit nicht leben können“, erklärt Reiner Sörgel, Vorsitzender des DGB Kyffhäuserkreis. Aus DGB-Sicht ist die Beschäftigung allein im Minijobs ein besonders Problem. Denn diese stellt nicht, wie oft behauptet wird, eine Brücke in reguläre Beschäftigung dar, sondern ein dauerhaftes Armutsrisiko.“ Besonders für Frauen, die ihre Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, würden Minijobs zur Sackgasse. Denn diese böten weder Qualifizierungsmöglichkeiten, noch Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf. Trotzdem das verboten sei, würden Minijobber oftmals gegenüber anderen Beschäftigten bei den Arbeitsbedingungen benachteiligt. Langfristig würden Minijobs zur Armutsfalle, weil keine oder nur eingeschränkte Ansprüche für die gesetzliche Sozialversicherung erworben werden und dies oft über viele Jahre.
Reiner Sörgel fordert deswegen, dass das Jobcenter Kyffhäuserkreis mehr für die Beschäftigten im ergänzenden Hartz-IV-Bezug tut. „Wer sich in einer beruflichen Einbahnstraße befindet, braucht mehr Unterstützung statt Druck und Sanktionen. Vor allem müssen sinnvolle und individuell passende Angebote für berufliche Qualifizierung gemacht werden, damit geringfügig Beschäftigte in die Lage versetzt werden, sich Perspektiven am Arbeitsmarkt zu schaffen und von ihrem Einkommen zu leben.“
Der DGB kritisiert Minijobs auch ganz grundsätzlich: „Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass viele Menschen in Minijobs und kleiner Teilzeit gerne mehr arbeiten würden. Wir wollen, dass Minijobs in sozialversicherte Arbeit umgewandelt werden. Der DGB schlägt vor, Minijobs so reformieren, dass jede Arbeit ab der ersten Stunde sozialversicherungspflichtig ist und damit besser vor Armut schützt“, erläutert Reiner Sörgel.
Zwar ist bundesweit die Zahl der Aufstockenden in den letzten zwölf Monaten geringfügig um rund 50.000 gesunken, ist aber mit fast 1,2 Millionen Betroffenen immer noch sehr hoch. Zum Jahresbeginn 2015 wurden 100.000 Minijobs in sozialversicherte Beschäftigung umgewandelt. „Das ist dem Mindestlohn zu verdanken, er ist aber nur ein Baustein, um Armut zu verhindern. Auch das Jobcenter Kyffhäuserkreis muss sich mehr um die Aufstockenden zu kümmern. Arbeit muss vor Armut schützen und da gibt es noch einiges zu tun“, so Sörgel.