Bad Frankenhausen. "Zeichnen ist elementares Bedürfnis, alles andere kommt dann." Dieser Grundsatz durchzieht das Gesamtwerk von Werner Tübke, der als einer der exzellentesten und vielseitigsten Zeichner seiner Zeit galt. Dies widerspiegeln auch die lithografischen Blätter, die in dieser Ausstellung präsentiert werden und ausnahmslos zum Sammlungsbestand des Panorama Museums gehören.
Ebenso wie bei der Zeichnung auf Papier entwickelte Tübke frei aus dem Handgelenk heraus und ohne Korrekturen mit vorwiegend harten Kreiden oder Feder direkt auf dem Stein imaginative, fabulierende Formkomplexe, die stets verwoben mit höchstsensibler Empfindsamkeit des eigenen Seins virtuelle Bildräume von oftmals ausgesprochen malerischer Qualität entstehen lassen.
Dabei bewegen sich die Lithografien in einem Spektrum zwischen stiller, meditativer Reflexion der Innenwelt über transzendente, zerebrale Kontemplationen bis hin zu ikonographisch durchdrungenen Überlegungen und Assoziationen. Allen gemein ist jedoch die perfekte Beherrschung stilistischer Mittel, die sensible und differenzierte Formulierung menschlicher Eigen- und Leidenschaften, die Verschmelzung von Gegenwärtigem und Vergangenem, die Suche nach allgemein gültigen, universellen Bedeutungsperspektiven und deren Verankerung im Bewusstsein.
Auch wenn die Druckgrafik nur den zahlenmäßig kleinsten Teil seines Gesamtwerkes ausmacht, hatte sie doch einen hohen Stellenwert für Werner Tübke, denn sie entsprach ganz seinem Credo als Künstler, der einst als Zeichner begonnen hatte und als Zeichner auch sein Schaffen beenden sollte. Dabei hatte der Drucker höchsten Anforderungen zu genügen. So lautete seine Forderung: „Ich mache keine dekorative Kunst. Meine Lithografien müssen so silbrig gedruckt werden, wie ich sie mit harter Kreide auf den blaugrauen Stein gezeichnet habe. Genau so!“
Das lithografische Œuvre von Werner Tübke umfasst 189 Werknummern, von denen das Panorama Museum 183 zu seinem Sammlungsbestand zählen kann. Aus diesem reichen Konvolut präsentiert das Museum etwa 120 signifikante Arbeiten aller Schaffensphasen von 1956 bis 2002.
Die Ausstellung geht bis zum 9. Februar 2014.