#corona

Kultur

Langes Warten hat ein Ende

Arterner Schalmeien bereiten sich auf lang ersehnten Wiedereinstieg vor.

Proberaum wartet auf die Musiker*Innen

Proberaum wartet auf die Musiker*Innen

Artern. Inzwischen steht fest: Wie für unzählige andere Vereine des Landes fällt die Saison 2020 auch für das Schalmeienorchester Artern e.V. ins Wasser. So trudelte in den vergangenen Wochen pandemiebedingt eine Veranstaltungsabsage nach der anderen bei den Arterner Hobbymusikerinnen und -musikern ein und der von mitunter seit einem Jahr fest verankerten Konzertterminen prall gefüllte Tourplan schrumpfte zusehends. Unter anderem muss das Pfingstburschentreffen im sachsen-anhaltinischen Annarode, in dessen Festprogramm das Orchester seit einigen Sommern als fester Bestandteil eingeht, ausfallen. Ebenso abgesagt werden musste das traditionelle Lindenblütenfest in Udersleben, auf dem der Schalmeienverein in diesem Jahr musikalische Premiere gefeiert hätte. Auch wenn nahezu alle Vereinbarungen mit einem bereits fixen Datum auf das Jahr 2021 verschoben sind, ist die derzeitige Auftrittsflaute gerade für dieses besondere, nämlich das 25. Jubiläumsjahr der „Schallis“ bitter, rechnete man doch mit diversen Einnahmen, um sich finanziell für das im Oktober geplante Musikfest zu rüsten. Stattdessen bleibt die Vereinskasse nun wohl erst einmal leer.
Dass sich das Arterner Schalmeienorchester aber nicht lumpen lässt, hat es nicht nur mit dem jüngst publik gemachten Home-Konzert (TA berichtete) bewiesen. Nachdem am 13. Mai 2020 die neue Thüringer Verordnung zur Eindämmung des Corona-Virus veröffentlicht wurde, bereitet der Vereinsvorstand inbrünstig den Wiedereinstieg in den Orchesterbetrieb vor. Gemäß Eindämmungsverordnung dürfen Vereine ihre Räumlichkeiten ab dem 01. Juni 2020 wieder öffnen und ihre Arbeit wiederaufnehmen. Die Freude darüber ist seitens aller Mitglieder groß, auch wenn man sich der besonderen Herausforderungen, einen adäquaten Proben- und Spielbetrieb umzusetzen, durchaus bewusst ist. „Mit einem bisschen Sicherheitsabstand und ein paar Mund-Nasen-Bedeckungen ist es bei Weitem nicht getan“, berichtet Sebastian Weidauer, musikalischer Leiter des Orchesters. Derzeit arbeitet man eifrig an einem ausführlichen Hygienekonzept, gestaltet das Vereinsgebäude dementsprechend um, erstellt To-Do- und Einkaufslisten für Seifenspender, Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe usw., um für die erste gemeinsame Probe am 05. Juni 2020 gerüstet zu sein. „Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Kleinigkeiten, die vor der Corona-Krise als völlig banal galten, plötzlich eine immense Rolle spielen. Da sind Polsterstühle abwaschbar zu machen, Drumsticks dürfen fortan nicht mehr untereinander getauscht werden, Notenständer sollten möglichst nur noch der Alleinnutzung dienen. Das ist teilweise schon Wahnsinn, aber bekanntlich macht Not ja erfinderisch. So haben wir herkömmliche Mülltüten zu Stuhlhussen umfunktioniert, sämtliches Instrumentenzubehör mit Namensschildchen versehen und obendrein noch ein kleines vereinseigenes Verkehrsnetz realisiert, um unnötiger Personennähe vorzubeugen. Die sich schnell läppernden Kosten versuchen wir dabei so gering als nur möglich zu halten.“ Die Räumlichkeiten des Schalmeien-Vereinshauses erinnern an das aus Grundschultagen bekannte Verkehrssicherheitstraining. Schon beim Öffnen der Eingangstür werden die Musikerinnen und Musiker mittels grüner Pfeile und roter Durchgangsverbotsschilder in ein Einbahnstraßensystem geleitet. Zusätzliche Pfeile auf dem Laminat verdeutlichen die Laufrichtung und winden sich wie ein kleiner Fluss durch die gerade einmal zwölf „Sektoren“ im Gemeinschaftsprobenraum. „Beim Abkleben des Bodens kam ich mir schon ein wenig vor wie ein Sportlehrer, der das Turnhallenparkett für den Sportfest-Parcours vorbereitet“. Innerhalb eines solchen vier Quadratmeter großen „Sektors“ darf sich, gemäß den Abstandsregeln, nur eine Person aufhalten. Dass gemeinsames Proben mit dem gesamten Orchester so nicht möglich sein wird, ist klar. Für die freitäglichen Gesamtproben gilt es daher, die Daumen für schönes Wetter zu drücken, damit unter freiem Himmel auf dem Vereinsgelände musiziert werden kann.

„Auch wenn die zu erfüllenden Auflagen zunächst ungeahnte Herausforderungen mit sich bringen, sich gewisse Schwierigkeiten wohl auch erst dann zeigen, wenn der Proben- und Spielbetrieb wieder angelaufen ist, und nachträglich diverse Anpassungen getroffen werden müssen, stellen wir uns dieser besonderen Aufgabe. Wenn das der Preis dafür ist, dass wir unserem lang ersehnten Hobby, unserer Leidenschaft zur Musik, wieder nachgehen und uns auf unser noch in der Planung stehendes Jubiläumsfest vorbereiten dürfen, nehmen wir diese Herausforderung dankend an, packen sie gemeinsam an und versuchen „Hand in Hand“ wieder ein Stückchen weiter in die Normalität zurückzukehren.“

Sebastian Weidauer

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