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Land und Leute

Zahlen zur Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca

Wir haben Zahlen vom RKI angefragt, die alters- und geschlechtsspezifisch Auskunft darüber geben, wie viele Impfdosen in 8 Bundesländer verabreicht wurden.

Image by Angelo Esslinger from Pixabay: https://pixabay.com/photos/vaccination-impfspritze-medical-2722937/

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Deutschland.

Der Weg zu den Zahlen


Es war eine Tortur an diese Zahlen zu kommen. Gesundheitsamt, Corona-Hotline des Freistaates, das Bundesgesundheitsministerium und die kassenärztliche Vereinigung in Thüringen, alle habe ich gestern abtelefoniert und niemand konnte mir darüber Auskunft erteilen, wie viele Impfdosen der Vakzine von AstraZeneca in Thüringen respektive Deutschland verimpft wurden. Man befand einhellig, für eine persönlich fundierte Impfentscheidung, wären das schon interessante Zahlen. Ich fand es erschreckend, dass mir bei diesen Stellen niemand Auskunft geben konnte, denn auf den Internetseiten der Ministerien, der des RKI und vor allem auf der des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) waren keine Zahlen dazu zu finden. Beim Paul-Ehrlich-Institut habe ich ebenfalls versucht Zahlen telefonisch zu erfragen. Auf der Internetseite stand die gute Nachricht, man biete eine Telefonhotline einmal in der Woche an und zwar Dienstags von 14 - 17 Uhr. Ich probierte es gleich 14 Uhr, da kam noch die Bandansage, dass man ab 14 Uhr erreichbar sei. 14:01 Uhr war die Leitung dann schon besetzt. Spätere Versuche wurden nicht mehr mit dem Besetztzeichen quittiert, sondern es klingelte nur vor sich hin. Man oder die Technik hatte wohl kapituliert vor den vielen Anfragen, die gestern einströmten. Verwundert darüber sollte man beim PEI allerdings nicht sein, denn immerhin hatte man vor einigen Tagen den Impfstoff von AstraZeneca nach dem kurzzeitigen Impfstopp wieder für alle empfohlen und das mit einer Pressemitteilung am 19.03. begründet, die ziemlich knapp ausfiel und im Kern nur aussagte, der Nutzen überwiege aktuell die Risiken, wobei man recht pauschal mit der Gesamtzahl der Impfungen und den aufgetretenen Fällen argumentierte.

Ich hatte meine Anfrage zudem per E-Mail an das RKI und an das PEI geschickt. Hier zeigte sich, wie die gesamte Pandemie bereits, wer durchgehend einen guten Job macht: Das RKI. Innerhalb von 29 Minuten beantwortete man mir meine Frage bereitwillig und sachkundig. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass das PEI auf Grundlage der am 19.03. verfügbaren Daten richtig entschieden hat. Zu dieser Zeit waren 7 Fälle von Sinusvenenthrombosen bekannt. Warum man die genauen Zahlen für interessierte und mündige BürgerInnen nicht zur Verfügung stellt, ist mir allerdings schleierhaft, denn auch ohne ärztliche Fachkompetenz kann man sich Zahlen anschauen und für sich Schlüsse ziehen.

Der entscheidende Risikofaktor: Das Alter

In meiner Naivität beschäftigt mich als Bürger die Frage, steht das Kosten-Nutzen-Risiko der Impfung für alle Altersgruppen in einem guten Verhältnis. Ich bin kein Mediziner, doch meine Überlegung ist folgende: Ich suche, wie viele Menschen in einer Altergruppe an Covid erkrankt waren, wie viele davon verstarben und vergleiche das mit der Anzahl der Impfung und den aufgetretenen Todesfälle, die die Sinusvenenthrombose betrafen und damit sehr wahrscheinlich durch die Impfung verursacht wurden. Nun waren gestern Vormittag lediglich 16 Fälle bekannt, was bei 1,8 Millionen Impfungen ein wirklich geringes Risiko im Promillebereich darstellt und von diesen 16 Fälle sind nach meinem Wissenstand 4 verstorben. Was aber, wenn alle Fälle Frauen unter 30 Jahren betrafen und nur sehr wenige in dieser Altersgruppe geimpft wurden? Dann könnte es anders aussehen.

Das Risiko-Nutzen-Verhältnis für unter 30-jährige Frauen

Folgen durch Long-Covid oder die Gefahr, dass ich Risikopatienten als junger Mensch anstecke, sind in dieser Betrachtung außen vor. Nach Zahlen des RKI, die Sterbefälle mit nachgewiesenem Coronavirus nach Altersgruppe und Geschlecht erfassen, zeigt sich, dass bis zum 23. März 27 Frauen und Mädchen mit Corona verstorben sind, bei ca. 300.000 Fällen (dieser Wert wurde mit Hilfe dieser Statistik*2 geschätzt, da das Alterintervall sich hier unterscheidet, dürfte aber die Größenordnung gut abbilden). Das Risiko zu versterben, liegt hier daher geschätzt bei 0,009 %. Einen Todesfall, der in dieser Altersgruppe auf eine Sinusvenenthrombose zurückgeführt wurde, konnte ich nicht finden. Die vier bekannten Fälle betrafen ältere Menschen unter 60 Jahren. Das schließt freilich nicht aus, dass mir hier schlichtweg weitere Daten fehlen, denn die Todesfälle habe ich durch Onlinerecherche bei Zeitungen zusammengesucht (s. unten). Die Verteilung der aufgetretenen mittlerweile 31 bekannten Fälle (bei 2,7 Millionen Impfungen) von Sinusvenenthrombosen, ist mir nicht bekannt. Bekannt ist mir, dank den Zahlen des RKI, dass über 100.000 Frauen in nur 8 Bundesländern mit dem Wirkstoff von AstraZeneca geimpft wurden und das ist schon eine große Menge. Die Gefahr durch den Impfstoff zu versterben, liegt damit aktuell bei 0 % in dieser Altersgruppe. Das würde bedeuten, dass selbst für junge Menschen der Nutzen überwiegt. Bei den Älteren ist das noch klarer, denn dort liegt das Risiko an Covid zu versterben mitnichten im Promillebereich, wie bei den Jungen, sondern viel höher.*1

Vertrauen verspielt?

Haben die Institutionen und die Bundesregierung nun das Vertrauen verspielt, immerhin sind die genauen Zahlen schwer zu finden und viele Stellen kennen sie schlichtweg nicht, von denen man es erwarten würde? Mitnichten, denn das Komplikationen mit Todesfolge auftreten, ist schrecklich, aber nicht die Schuld dieser Stellen. Schuld würden diese nur auf sich laden, wenn sie nicht offen kommunizieren würden, was sie wissen und an dieser Stelle darf man nicht vergessen, dass das Paul-Ehrlich-Institut die Impfkomplikationen sammelt und die gemeldeten 31 Fälle publik gemacht hat. Hätte sie es verschwiegen, würden wir es nicht wissen. Auch die Bundesregierung hat die Änderung der Impfempfehlung für über 60-jährige aufgrund der aktuellen Daten unterstützt, was in Anbetracht der Zahlen eine Vorsichtsmaßnahme ist, denn der Nutzen übersteigt die Risiken auch bei Jüngeren um ein Vielfaches. Trotzdem ist diese Vorsichtsmaßnahme richtig, denn es gibt als Alternative die 2 zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna, bei denen in Deutschland wohl bisher keine Fälle der seltenen Sinusvenenthrombose auftraten. Ebenfalls sind keine Fälle bei über 60-jährigen bekannt, bei denen der Wirkstoff von AstraZeneca verimpft wurde. Demzufolge ist es richtig, hier die Impfdosen anders zu verteilen. Sie weiter zu verimpfen ist plausibel, denn der Wirkstoff von AstraZeneca schützt nach Studienlage zu 100 % vor tödlichen Verläufen. Die T-Zell-Immunantwort ist besser als die bei den mRNA-Impfstoffen. Die vom Unternehmen angegebene Wirksamkeit von 76 % bezieht sich auf die Risikominimierung sich mit dem Virus anzustecken.
Als Privatperson würde ich mir wünschen, dass alle verfügbaren Daten gut auffindbar publik gemacht werden, denn das erhöht das Vertrauen nachhaltig. Zudem würde ich mir wünschen, das die entsprechenden Hotlines vollumfänglich informierte MitarbeiterInnen vorhalten. Dieser Wunsch richtet sich aber wohl eher gegen so ziemlich jede Hotline auf dieser Welt.

Am Ende können Sie die Zahlen des RKI zu den Impfungen mit AstraZeneca herunterladen.


bekannte Todesfälle

49 Jahre alte Frau in Rostock
47 Jahre alte Frau in Euskirchen
36 Jahre alter Mann in Essen
55 Jahre alte Frau aus dem Allgäu

Quellen:
https://www.fr.de/wissen/astrazeneca-corona-impfstoff-impfen-todesfaelle-thrombosen-berlin-kanada-90273671.html
https://www.berliner-zeitung.de/news/astrazeneca-schon-16-faelle-von-hirnvenenthrombosen-in-deutschland-gemeldet-li.148205

weitere Quellen:
*1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/
*2 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1103904/umfrage/corona-infektionen-covid-19-in-deutschland-nach-altersgruppe

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Matthias Zupp

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